Neuronale Kunst

Die Schöpferische Kraft Künstlicher Intelligenz

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Die Termine zur Ausstellung

Ausstellungseröffnung: Freitag, 06.05.2022, 19.00 Uhr
Begrüßung: Bürgermeister Thomas Stamm

Grundlagen neuronaler Kunst: Donnerstag, 12.05.2022, 17:00 - 18:00 Uhr
Vortrag in der VHS Marktheidenfeld

Kreative Anwendungen künstlicher Intelligenz: Freitag, 13.05.2022, 17:00 - 18:00 Uhr
Vortrag in der VHS Marktheidenfeld

Führung anlässlich des Internationalen Museumstags: Sonntag, 15.05.2022, 15.00 Uhr

Erweiterte gestalterische und ästhetische Perspektive

Neue Technologien bedingen eine andere Ästhetik, die wir erst aus unserem menschlichen Vermögen heraus ergründen müssen. Die Ausstellung stellt einen Beitrag in der Erkundung der gestalterischen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz dar. Die kreative Anwendung der Computertechnik zu erleben, stellt den Künstler immer wieder vor neue Herausforderungen.

Künstliche Intelligenz am Werk

Intelligente Systeme wirken sich auf eine Vielzahl von Bereichen aus und bieten eine breite Palette von Möglichkeiten zur Neuinterpretation von Prozessen. Neuronale Kunst untersucht den Einsatz modernster intelligenter Systeme, um herauszufinden, wie sie die Kreativität von Künstlern im digitalen Bereich durch kognitive Augmentation verändern kann. Wie betrachten wir die Leistungen, die durch algorithmisches Arbeiten und rechner-gestütztes gestalterisches Handeln entstehen? Welchen Beitrag hat der Künstler zum Kunstwerk als Ergebnis seines philosophischen, poetischen und pragmatischen Denkens?

Neuronale Kunst

Im Rahmen der neuronalen Kunst wurde ein theoretischer Ansatz für die sinnsuchende Reflektion im dynamischen, kreativen Design geschaffen. In diesem werden neue Ansätze zur Steigerung der Ausdruckskraft von komplexen Systemen durch die Erweiterung der menschlichen Kreativität mit intelligenten Systemen untersucht. In einer Reflexion über die wichtigsten Projekte, die im Rahmen dieser Forschung durchgeführt wurden, erarbeitete ich einen Standpunkt zur Systempraxis in der Kunst und das strukturierte Verständnis von generativem, kreativem Design.

Komplexe Systeme

Auf der Grundlage von intelligenten Algorithmen wurden komplexe Systeme entwickelt und genutzt, welche die emotionale Landschaft des Künstlers als Ausdruck seelischer Prozesse angesichts des Zeitgeists abbilden und ausdrücken. Die Integration von Künstlern in seriell angewendete intelligente Systeme als mehrstufigen Gestaltungsprozess ermöglicht es, die Komplexität von Emotionen und Stimmungen in Atmosphären zu übertragen. Wie nehmen wir diese Atmosphären als Teil der Gestaltung eines räumlichen Erlebnisses wahr? Wie können wir die komplexen Formen als Ergebnis eines kreativen Prozesses besser verstehen und als Ausdruck seelischer Verarbeitung interpretieren?

Einordnung in den Diskurs

Die Integration des adaptiven Rahmens einer poetischen Herangehensweise an einen technologischen Ansatz für kreatives Design verbessert die Fähigkeit komplexer Systeme, vielfältige und mehrschichtige Kompositionen für einen strukturierten Kunstdiskurs zu erkunden. Der Ansatz bietet neue Wege zur Verbesserung und Erprobung von Maschinen-Interaktionsaspekten in der neuronalen Kunst. Eine tiefe Ausdruckskraft wohnt den detailreichen Darstellungen der generativen Kunst inne. Darin unsere menschlichen Emotionen zu suchen und herauszuarbeiten ist eine Aufgabe unserer Zeit.

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Situation der Werkgemeinschaft

Ich verortete meine Werkgemeinschaft an der Schnittstelle von Architektur, Kunst und Informatik. Die erarbeiteten Schnittpunkte sind generative Kunst, kreative künstliche Intelligenz und rechnergestütztes gestalterisches Handeln. Jeder dieser Diskurse lieferte einen Aspekt für meine Werkgemeinschaft. Das in der begleitenden Ausstellung vorgestellte Forschungsprojekt trug zu Teilen dieser Diskurse mit typogenetischem Entwerfen, Style Transfer und mehrstufigen Gestaltungsprozesses mit maschinellem Lernen bei. Meine Arbeit in expressiver Anwendung kreativer künstlicher Intelligenz positioniert meine Forschungsarbeit auch im Kontext von Mensch-Computer-Interaktion und Entscheidungsfindung im rechnergestützten Gestaltungsprozess von 2D- und 3D-Abbildungen.

Historische Entwicklung Kreativer Künstlicher Intelligenz

Traditionell ist ein ähnlicher Kontext im Bereich des Architekturentwurfs im CAAD (computerunterstützter Architekturentwurf) angesiedelt, der in den 1960er Jahren aus der parallelen Entwicklung von zwei verschiedenen Denkschulen hervorging. Die Kybernetik des Entwurfs und die künstliche Intelligenz waren in den 1950er Jahren im Bereich der Informatik eng miteinander verwoben. Molly Wright Steenson argumentierte in ihrem TED-Vortrag "From AI to IA" sogar, dass die künstliche Intelligenz auf demselben Weg wie das Design begann, und verwies auf Marvin Minskys 1961 erschienenen Aufsatz "Steps towards Artificial Intelligence" über den Computer als Problemlöser.

Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Neuronale Netze sind Begriffe, die meist mit Wissenschaft verbunden werden. Die neuronale Kunst basiert jedoch auf der langen Tradition der generativen Kunst, beginnend mit Künstlern wie Karl Sims, Harold Cohen und fortgeführt von Größen wie Jon McCormack und Code on Canvas. Der Vektor für die unabhängige Entwicklung einer neuronalen Kunst geht in Richtung Mensch-Maschine-Interaktion, weg von den Versuchen menschliche Ausdrucksweise in der Kunst zu imitieren. Nach dem Aufkommen eines strukturierten Diskurses in der rechnergestützten Kunst in den 1960er Jahren, war das formale Verständnis von neuronaler Kunst noch Jahrzehnte entfernt.

In dieser Zeit schufen eine Vielzahl von ausdrucksstarken Künstlern und innovativen Forschern Formen auf Grundlage von evolutionären und generativen Prinzipien. In Deutschland hielt diese Art der künstlerischen Darstellung ihren Einzug 1965 mit der Ausstellung Computerkunst von Frieder Nake und George Nees in der Galerie Niedlich in Stuttgart. Seit 2012 gibt es eine Teilkonferenz zum Thema Evolutionärer Musik, Klang, Kunst und Gestaltung (EvoMUSART) auf der Konferenz EvoStar, in der sich forschende im Bereich computergestützter kreativer Tätigkeit über die technologischen Aspekte ihrer Arbeit austauschen. In Karl Sims Werk findet sich bereits 1994 ein expressiver Ansatz der Gestaltung von digitalen Kreaturen in seinem Werk „Evolved Virtual Creatures“.

Diese Art sich die Welt durch rechnergestützte, kreative Arbeit zu eigen zu machen bewirkt ein eindringendes Verstehen, über welches der Künstler die technologische Entwicklung seiner Werkzeuge in die Realität einordnet. Hierbei wirkt die künstlerische Technik als Ordnungsprinzip, welches ein neues Verständnis der vom Zeitgeist geprägten Realität bietet. In einer poetischen Herangehensweise wird durch die Auseinandersetzung mit der Technologie und den Grenzobjekten, welche durch deren Anwendung geschaffen werden, eine neue Art und Weise gestalterischen Handelns geschaffen. Auf diese Eigenschaft der Technik, der Werkzeuge, die das Handeln des Nutzers verändern, weist der Begriff der „Techne“ in der philosophischen Auseinandersetzung hin.

Kritische Zusammenfassung der durchgeführten Forschungsarbeit

Der hybride Forschungsprozess dieser expressiven Studie ermöglichte eine Vielzahl von Synergien zwischen den verschiedenen durchgeführten Aktivitäten. Der Verlauf der Forschung war daher zeitweise recht unstrukturiert und brachte eine Reihe unerwarteter Nebenprodukte, zusätzliche Techniken und Werkzeuge hervor.

Meine Konzentration auf die Projektarbeit während der Ausarbeitung ermöglichte eine pragmatische Bewertung des Forschungsfortschritts. Nach einer schnellen Iteration der ersten Projekte entstanden zusätzliche theoretische, reflexive und philosophische Arbeiten, die das vorhandene und neu entstehende Wissen förderten, vertieften und miteinander verbanden. Ich näherte mich der Rolle des Wissenschaftlers, im Gegensatz zum Forscher, indem ich einen theoretischen Rahmen aufstellte, um das Wissen, die Methoden und die Instrumente, die mir während des Forschungsprojekts begegneten, miteinander zu verbinden.

Die Erweiterung des Horizonts meines Denkens durch eine reflektierende Praxis und die Materialisierung von Denkwerkzeugen hat den Schleier der Wahrnehmung in kritischen Momenten und während der Aufstiegsmomente gehoben. Mehrstufige Ansätze, Strategien und neuartige interaktive Mechanismen tauchten in der nächsten Phase meiner generativen Praxis auf und führten zu zusätzlichen Beiträgen, die in ersten Aufsätzen im Internet publiziert werden. Der entstehende Ausstellungskatalog befindet sich in der Bearbeitung, und verschiedene Künstler und Gestalter haben mir Feedback zu ausgewählten Werken gegeben.